Bald ist wieder einmal ein Jahr vorbei. Es erinnert uns daran wie vergänglich alles ist, wie vergänglich wir sind. Gerne klammern wir uns an das Leben und blenden den Tod so gut es eben geht aus. Dabei ist er das Einzige, dessen wir uns völlig sicher sein können und gleichzeitig eines der größten Tabus.
Je bewusster wir uns unserer Vergänglichkeit sind, desto größer wird das Geschenk sein, das wir erhalten. Wir verschieben nichts mehr auf morgen, übermorgen oder unsere Pension. Wir leben jetzt und hier, leben das, was uns wichtig ist, leben so, wie es uns wichtig ist, trauen uns mehr.
Wir sagen einem lieben Menschen jetzt, wie wertvoll er uns ist, verzeihen Menschen, die uns verletzt haben und halten nicht länger mit unserer Meinung unnötig hinter dem Berg. Da steckt sehr viel Freiheit in diesem Geschenk.
„Menschen, die leben konnten und wirklich gelebt haben, haben keine Angst vor dem Sterben“, meinte die berühmte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross. Das was Menschen am meisten an ihrem Sterbebett bereuen, ist was sie nicht getan haben, zeigen Studien. Auch das ist ein Aufruf an uns, uns auszuprobieren, auch wenn wir scheitern und Fehler machen.
Je mehr wir das Leben feiern, desto eher werden wir auch den Tod feiern. In unserer Kultur wird er meist als Endpunkt empfunden verbunden mit Angst, Unbehagen und tiefer Trauer. In anderen Ländern wie z.B. in Mexiko oder Ghana ist das Totengedenken nicht eine traurige und stille Angelegenheit wie bei uns.
In Ghana sind Beerdigungen opulente Feiern, für die mehr Geld ausgegeben wird als für Hochzeiten. Der Tod ist hier Anlass zur Freude und Feier, denn er markiert weniger ein Ende, sondern das Tor zum ewigen Leben.
In Mexiko wird zum „Dios de los Muertos“, also am Tag der Toten, in farbenfrohen Gewändern gefeiert und überall in der Stadt kleine Altäre für die verstorbenen Angehörigen aufgestellt. Den Ursprung hat dieser Brauch in der Kultur der Azteken, Tolteken und anderer Völker, die vor Tausenden von Jahren die Trauer um die Toten als respektlos empfanden, denn diese seien immer noch ein Teil der Gemeinschaft. Und der Tod nur eine natürliche und weitere Phase des Lebens.
Bei uns wird der zu frühe Tod eines Menschen z.B. durch eine Erkrankung negativ und im Verlustdenken, vielleicht sogar als Versagen von dem Umfeld des Verstorbenen wahrgenommen. Es kann damit zusammenhängen, weil wir in unserer Gesellschaft zu viel aufschieben und daran denken, was wir nicht alles in unserer Pension machen wollen. Wird diese nicht wie erwartet erlebt, fehlt dann Wesentliches von dem für uns entworfenen Lebensplan.
Der Tod kann uns unerwartet treffen, jeden Tag, wieso sind wir dann so unvorbereitet, verwenden so viel Energie um das Planen und Sorgen um unsere ungewisse Zukunft? Wahrscheinlich gibt uns das Planen unserer Zukunft ein Gefühl von Sicherheit.
„Alles was du tust, sagst oder vorhast, tue es als wärst du ein Sterbender“, sagte Marc Aurel. Wenn wir das beherzigen, feiern wir unser Leben und unsere Angehörigen und Freunde werden wahrscheinlich uns und unseren Tod feiern, weil wir nicht versäumt haben zu tun, was uns wichtig war.
Wie feierst du das „Sterben“ dieses Jahres? Was willst du jetzt tun, um dein Leben zu feiern? Mach die Übung für dich und reflektiere in Gedanken, bringe es zu Papier oder schreib mir auch gerne deine Gedanken dazu.