Der Mythos vom „richtigen Atmen“ oder wovon dein Atem dir erzählt

Jeder Mensch hat sein Atemmuster. Der Atem „erzählt“ vieles, Gefühle drücken sich im Atem aus oder auch die Art zu leben (z.B. gestresst; zurückhaltend; impulsiv). Nicht umsonst gibt es Ausdrücke, die auch bestimmte Gefühlszustände beschreiben, wie „ich atme auf“ oder „mir stockt der Atem, mir bleibt die Luft weg.“

Der Atem lügt nicht. Wenn jemand sich z.B. sehr souverän nach außen zeigt und der Atem geht schnell, ist die Aufregung durch die schnelle Atmung sofort ersichtlich (das damit einhergehende schnelle Herzklopfen hört man hingegen nicht).

Es gibt grundsätzlich kein richtig oder falsch beim achtsamen erfahrbaren Atem (in der medizinischen Atemtherapie der Physiotherapie arbeitet man allerdings schon in Begriffen des „richtigen Atmens“).

Der Atem drückt aus, wie es einem Menschen momentan geht, auch seine Gefühle. Gefühle sind auch nicht richtig oder falsch, sie drücken eben den momentanen Gemütszustand aus. Der Atem ist also wie ein Gefühlsseismograph oder psychischer Gradmesser. Wenn wir auf ihn achten, zeigt er uns auf, was gerade in uns oder um uns geschieht.

Der Atem ist ein lebendiges Geschehen, je nachdem was gerade gebraucht wird: z.B. beim Sport ein verstärktes Einatmen mit Brustatmung oder eine tiefe Bauchatmung in Ruhe. Wenn der Atem in Ruhe schnell geht, kann das ein Zeichen sein, dass etwas „aus der Balance“ ist, z.B. zu viel Stress im Leben oder unterdrückte Gefühle, etwas das hier mehr Aufmerksamkeit und Selbstfürsorge braucht.

Viel zu oft leben wir nach dem „Prinzip des Funktionierens“, d.h. wir und unser Körper müssen funktionieren. Wir übergehen dann häufig unsere Grenzen, leben nicht im Einklang mit uns, das kann bei andauernder Belastung zu Burnout und/oder Panikattacken führen. Der Atem als unser Gefühlsseismograph ist hier ein wichtiger Indikator, nehmen wir ihn bewusst war.

Über den Atem und Atemübungen können wir umgekehrt auch unsere Gefühle und Psyche beeinflussen, uns wieder mehr in die Balance bringen.

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