Wir leben gerade weltweit in einer Zeit, in der vieles, was wir in Bezug auf unsere Freiheit als selbstverständlich angesehen haben, stark eingeschränkt worden ist durch das Covid-19 Virus.
Wie können wir denn gerade jetzt unsere „innere Freiheit“ stärken, wenn schon die „äußere Freiheit“ eingeschränkt ist auf unbestimmte Zeit? Wie gehen wir um mit all dem, das sich in uns aufgestaut hat, mit unseren Ängsten, Erwartungen, Hoffnungen, Sorgen?
Virginia Satir, die bekannte US-amerikanische Familientherapeutin hat sich viel mit Fragen der Freiheit und des Selbstwerts beschäftigt. Ein guter Selbstwert ist Bestandteil von innerer Freiheit: die Freiheit zu sein, wer ich bin und nicht wer ich sein soll.
Dazu gehört nach Satir wesentlich die Freiheit zu fühlen, was ich fühle, anstatt zu fühlen, was man fühlen sollte und die Freiheit zu sagen, was ich fühle und denke, anstatt zu sagen, was ich fühlen und denken sollte.
Hört sich zunächst simpel an, aber ist das tatsächlich so einfach? Ich höre da schon manchmal dieses „Ach sei doch nicht so“ bei mir im Hintergrund klingeln, z.B. empfindlich oder wütend sein. Kommt dir das auch bekannt vor? Und je weniger wir unseren Gefühlen erlauben zu sein wie sie gerade eben sind, desto mehr stauen sie sich in uns an. Manchmal bis zur Explosion.
Satir meint mit einem gut gefüllten „Pot“, also einem Topf mit gutem Selbstwert, ist es einfacher zu fühlen, was ich fühle und zu sagen, was ich fühle. Sie nennt diese Fähigkeit kongruente Kommunikation, was bedeutet dass alle Teile einer Botschaft in die gleiche Richtung ziehen, Stimme, Körperhaltung und Worte stimmen überein, die Kommunikation ist fließend, frei und ehrlich.
Sie unterscheidet davon gestörte Kommunikation, in der nicht ehrlich und offen miteinander (und mit sich selbst) umgegangen wird, sondern in einer anklagenden, beschwichtigenden, rationalisierenden oder ablenkenden Weise. Dies resultiert aus einem niedrigen Selbstwertgefühl, aus einem niedrigen „Pot“ und hat viele Missverständnisse und Konflikte zur Folge.
Es ist daher wichtig, dass wir uns selbst immer wieder beobachten, wie ist mein „Pot“ gerade gefüllt, wie kommuniziere ich und wie kann ich meinen „Pot“ wieder füllen, um ehrlich und kongruent zu sein und auch so zu kommunizieren.
Dazu ist es zunächst notwendig, wahrzunehmen, was ich fühle und dazu zu stehen. Die eigenen Gefühle zu akzeptieren, was nicht gleich bedeutend ist, mit alle Handlungen, die daraus resultieren, sind akzeptabel. Wenn die Gefühle willkommen sind, meint Satir, bestehen aber gute Chancen auch zur Entwicklung eines adäquaten Verhaltens.
Keine einfache Aufgabe, dafür braucht es Mut. Vor allem wenn man als Kind erfahren hat, dass man nicht wütend zu sein hat oder nicht so empfindlich. Gar nicht so wenige von uns sind bestimmt noch mit Sätzen wie „ein Indianer kennt keinen Schmerz“ aufgewachsen. Schmerz lässt sich hier auch mit dem Wort Gefühl ersetzen.
Die Basis innerer Freiheit ist sich zu erlauben, zu fühlen, was man fühlt und im nächsten Schritt auch zu sagen, was man fühlt, auf eine kongruente Art und Weise. Dann wird sich auch der eigene „Pot des Selbstwerts“ füllen und die Kommunikation zu anderen verändern. Durch dieses Bewusstwerden, also Mit-sich-in-Kontakt-treten und der Bereitschaft und Fähigkeit danach zu sagen, wo man sich innerlich befindet, wächst Vertrauen und Zuversicht. So just feel free to be.